Jahrgang XXIV, No. 335, Ausgabe Samstag, 30. November 2024 06:44:26 Uhr

Buffett warnt: Ist der Aktienmarkt überhitzt?

Warren Buffett, der legendäre US-Investor und CEO von Berkshire Hathaway, hat in den letzten Quartalen eine auffällige Strategie verfolgt, die Fragen über sein Vertrauen in den Aktienmarkt aufwirft. Der 94-Jährige hat in den vergangenen acht Quartalen mehr Aktien verkauft als er neu erworben hat, und sein Cash-Bestand hat sich auf beeindruckende 325 Milliarden US-Dollar erhöht. Diese Entwicklungen werfen die Frage auf: Ist der Aktienmarkt für Buffett zu teuer geworden?

Ein Blick auf die aktuellen Verkäufe

Im dritten Quartal 2023 hat Berkshire Hathaway Aktien im Wert von 36,1 Milliarden US-Dollar verkauft, während lediglich 1,5 Milliarden US-Dollar in neue Investitionen geflossen sind. Buffett hat insbesondere bei seinem größten Einzelinvestment, Apple, die Reißleine gezogen und seine Position um etwa zwei Drittel auf 69,9 Milliarden US-Dollar reduziert. Trotz dieser Verkäufe bleibt Apple der größte Posten im Portfolio, gefolgt von American Express, Bank of America, Coca-Cola und Chevron. Die Gesamtinvestitionen in Aktien belaufen sich auf etwa 270 Milliarden US-Dollar, während der Cash-Bestand weiterhin dominiert.

Cash is King

Buffett hat bei der Hauptversammlung von Berkshire im Mai 2023 verkündet, dass er unter den gegenwärtigen Marktbedingungen nichts gegen eine Erhöhung der Cash-Position hat. Experten, wie Chris Bloomstran von Semper Augustus, unterstützen diese Strategie. Er argumentiert, dass die Apple-Position im Gesamtportfolio zu groß geworden sei und dass der Abbau der Beteiligung das Risiko für Berkshire verringert. Die Aktienmärkte haben in den letzten zwei Jahren Rekordhöhen erreicht, und viele Analysten fragen sich, ob die Bewertungen nicht überzogen sind.

Buffett, der als Value-Investor gilt, sucht nach unterbewerteten Aktien mit einem geringen Risiko. Er hat jedoch klargestellt, dass er keine Eile hat, neue Investitionen zu tätigen. Stattdessen möchte er sicherstellen, dass Berkshire auch in Krisenzeiten robust bleibt. „Berkshire soll der letzte Konzern sein, der noch übrig bleibt“, sagte Buffett vor zwei Jahren und verdeutlichte damit seine langfristige Denkweise.

Eine beeindruckende Erfolgsgeschichte

Buffetts Lebenswerk ist beeindruckend. Seit er 1965 das Ruder bei Berkshire übernommen hat, hat die Aktie eine Rendite von über vier Millionen Prozent erzielt. Zum Vergleich: Der marktbreite S&P 500-Index hat im gleichen Zeitraum lediglich 31.200 Prozent Zuwachs erzielt. Die Berkshire-A-Aktie ist mit fast 665.000 US-Dollar die teuerste Aktie der Welt, während die B-Aktie für Privatanleger bei etwa 407 US-Dollar gehandelt wird. Trotz eines kurzfristigen Anstiegs des Unternehmenswerts auf über eine Billion US-Dollar bleibt Buffett vorsichtig.

Sorgen um den Aktienmarkt

Buffetts Bedenken hinsichtlich der hohen US-Staatsverschuldung und der möglichen Steuererhöhungen sind nicht unbegründet. Zudem zeigt der sogenannte Buffett-Indikator, der die Marktkapitalisierung des Aktienmarktes mit der Wirtschaftsleistung vergleicht, derzeit eine Überbewertung von mehr als 200 Prozent. In einem solchen Umfeld ist es für Anleger ratsam, Risiken zu minimieren, auch wenn ein sofortiger Börsencrash nicht droht.

Die jüngsten Warnungen von Goldman Sachs, dass dem US-Aktienmarkt möglicherweise zehn magere Jahre bevorstehen, verstärken diese Bedenken. Analysten prognostizieren, dass der S&P 500 in den nächsten zehn Jahren nur noch um durchschnittlich 3 Prozent zulegen wird. Die übermäßige Dominanz von Technologieunternehmen im Index und die Herausforderungen durch die Geldpolitik könnten das Wachstum weiter dämpfen.

Fazit: Ein vorsichtiger Investor

Warren Buffetts jüngste Verkäufe und der Aufbau eines enormen Cash-Bestands deuten darauf hin, dass der Investor vorsichtiger geworden ist und möglicherweise das Vertrauen in die aktuellen Bewertungen des Aktienmarktes verliert. Sein Ziel, Berkshire Hathaway krisenfest zu hinterlassen, zeigt, dass er nicht nur an kurzfristigen Gewinnen interessiert ist, sondern auch an der langfristigen Stabilität und dem Erhalt seines Erbes. In einer Zeit, in der viele Anleger optimistisch bleiben, könnte Buffetts Zurückhaltung ein Zeichen für die Unsicherheiten sein, die den Aktienmarkt plagen.

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